Wie wird eine CLL festgestellt?
Die CLL wird heute oft in einem beschwerdefreien Stadium als Zufallsbefund bei einer Routine-Blutuntersuchung entdeckt. Erster Anhaltspunkt dafür ist eine deutlich erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozytose). Bei Verdacht auf CLL sind zum sicheren Nachweis in der Regel folgende Blutuntersuchungen erforderlich:
- Für das Differenzialblutbild werden die verschiedenen Untergruppen der weißen Blutkörperchen ausgezählt.
Die CLL ist durch eine erhöhte B-Lymphozyten-Zahl von mindestens 5.000
pro µl Blut gekennzeichnet.
- Für den Blutausstrich wird ein Bluttropfen dünn auf einem Glasplättchen ausgestrichen, eingefärbt und mikroskopisch untersucht. Ein für CLL typischer Blutausstrich ist gekennzeichnet durch massenhaft kleine, reif erscheinende Lymphozyten und Gumprechtsche Kernschatten (Zelltrümmer der besonders empfindlichen CLL-Lymphozyten, die bei der Herstellung des Blutausstrichs durch Zerquetschung entstehen).
- Bei der Immunphänotypisierung werden bestimmte Eiweiße auf der Zelloberfläche der Lymphozyten (Oberflächen-Antigene) mit unterschiedlich fluoreszierenden Antikörpern eingefärbt und mit Hilfe eines Durchflusszytometers bestimmt. Art, Menge und Kombination der Oberflächen-Antigene sind charakteristisch für bestimmte Lymphomarten (Immunphänotyp).
Die typischen CLL-Lymphozyten sind durch das gleichzeitige Vorhandensein des T-Zell-Markers CD5 und der B-Zell-Antigene CD19, CD20 und CD23 charakterisiert. Im Gegensatz zu normalen B-Lymphozyten sind bei ihnen jedoch die Oberflächen-Immunglobuline (SIg) und die Oberflächenantigene CD20 und CD79b geringer ausgeprägt.
Durch die Immunphänotypisierung kann die CLL in der Regel sicher festgestellt und von anderen leukämisch verlaufenden Non-Hodgkin-Lymphomen zu unterschieden werden. Dies sind insbesondere die Haarzell-Leukämie, das Mantelzell-Lymphom, das Marginalzonenlymphom, das follikuläre Lymphom, das lymphoplasmozytische Lymphom, sowie die B-Prolymphozyten-Leukämie (B-PLL).
Bei der Immunphänotypisierung wird gleichzeitig auch die Monoklonalität der B-Zellen durch die sogenannte kappa- oder lambda-Leichtketten-Restriktion nachgewiesen.
Diagnose der CLL
Vom "International Workshop on CLL" (iwCLL) erarbeitete Merkmale, durch die eine CLL sicher bestimmt werden kann:
- Nachweis von mindestens 5000 klonalen B-Lymphozyten pro μl Blut (Differenzialblutbild, Immunphänotypisierung)
- Vorherrschen kleiner, morphologisch reif wirkender Lymphozyten sowie Gumprechtsche Kernschatten (Blutausstrich)
- Gleichzeitiges Vorhandensein des des T-Zell-Antigens CD5 sowie der B-Zell-Oberflächenantigene CD19, CD20 und CD23 auf den CLL-Lymphozyten; schwache Ausprägung von Oberflächen-Immunglobulinen, CD20 und CD79b (Immunphänotypisierung)
iwCLL guidelines for diagnosis, indications for treatment, response assessment, and supportive management of CLL (Hallek et al., Blood 2018)