DCLLSG

GAIA/CLL13-Studie

Anzahl Patienten: 926

Anzahl Krankenhäuser/Praxen: 152

Titel: Zeitlich begrenzte Venetoclax-Kombinationen in der Erstlinienbehandlung der CLL: Primäre Endpunktanalyse der CLL13-Studie

Zusammenfassung

CLL ist die häufigste Form von Blutkrebs in der westlichen Welt. Die Erkrankung ist nur in Ausnahmefällen heilbar, verschiedene Behandlungen können die CLL jedoch über Jahre hinweg unter Kontrolle halten. Die Behandlung der CLL, wenn sie wegen Beschwerden zum ersten Mal behandelt werden muss, bestand lange aus Chemotherapie oder einer Kombination aus Chemotherapie und Antikörpertherapie, einer sogenannten Immuntherapie. Seit einigen Jahren gibt es jedoch ebenfalls die Möglichkeit einer Tablettentherapie mit zielgerichteten Substanzen (BTK-Inhibitoren), die in mehreren Studien im Vergleich gegenüber der herkömmlichen Chemoimmuntherapie wirksamer waren. Diese zielgerichteten Medikamente werden als Dauertherapie angewendet. Eine andere Möglichkeit der Chemotherapie-freien Therapie ist die Kombination aus einer weiteren Tablettentherapie, das Medikament hier heißt Venetoclax, und mehreren Antikörperinfusionen mit Obinutuzumab. In einer Studie, der CLL14-Studie, hatte sich diese Therapie bei älteren, vorerkrankten Patient:innen als deutlich wirksamer herausgestellt als eine Chemoimmuntherapie. Um zu überprüfen, ob diese Kombinationsbehandlung auch bei jüngeren, fitteren Patient:innen als überlegen zu bewerten ist, wurde die CLL13-Studie initiiert. Neben der Kombination aus Venetoclax und Obinutuzumab wurde gleichzeitig die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Dreifachkombination aus Venetoclax, Obinutuzumab und Ibrutinib und einer Behandlung mit Venetoclax und Rituximab getestet. Der Kontrollarm bestand aus einer Chemoimmuntherapie nach dem FCR- (für Patient:innen bis 65 Jahre) oder BR-Schema (für Patient:innen über 65 Jahre). Patient:innen mit einer Hochrisiko-CLL, d.h. mit Vorliegen einer Veränderung am Chromosom17p-Deletion und/oder einer Veränderung am TP53-Gen, konnten nicht an der Studie teilnehmen.

Insgesamt wurden 926 Patient:innen in die Studie eingeschlossen und zufällig einem der vier Behandlungsarme zugeteilt (Chemoimmuntherapie mit FCR oder BR: 229 Patienten, Venetoclax-Rituximab: 237, Venetoclax-Obinutuzumab: 229, Venetoclax-Obinutuzumab-Ibrutinib: 231). Zum Vergleich der Wirksamkeit der verschiedenen Therapien wurden zwei Ergebnisse betrachtet: 1. Der Anteil an Patient:innen, die nach Ende der Therapie, d.h. zu Monat 15, keine messbare Resterkrankung der CLL im Blut mehr aufwiesen und 2. das progressionsfreie Überleben, d.h. die Zeit zwischen dem Studieneinschluss und dem Auftreten eines erneuten Fortschreitens der CLL. In beiden Endpunkten zeigte sich die zeitlich-begrenzte Behandlung mit Venetoclax-Obinutuzumab (sowohl mit als auch ohne Ibrutinib) der Chemoimmuntherapie deutlich überlegen. Während im Venetoclax-Obinutuzumab-Arm nach 3 Jahren noch 87,7% und im Venetoclax-Obinutuzumab-Ibrutinib-Arm noch 90,5% der Patient:innen ohne Krankheitsprogress waren, waren es im Chemoimmuntherapie-Arm nur 75,5%. Mit einer durchschnittlichen Beobachtungszeit der Patienten von 39 Monaten konnte – verglichen mit der Chemoimmuntherapie – das Risiko eines Krankheits-Rückfalls oder Versterbens im Venetoclax-Obinutuzumab-Arm um 58% und mit der Dreifachkombination um 68% reduziert werden. Für den Venetoclax-Rituximab-Arm zeigte sich gegenüber der Chemoimmunhterapie kein Vorteil bezüglich der Zeit bis zum Wiederauftreten der Erkrankung. Auch der Anteil der Patienten ohne nachweisbare Resterkrankung zu Monat 15 war in den Venetoclax-Obinutuzumab-Armen signifikant höher (92,2% für die Dreifachkombination und 86,5% für Venetoclax-Obinutuzumab) als im Chemoimmuntherapie-Arm (52,0%).

Zusammengefasst konnte für eine 12- bis 15-monatige Behandlung mit Venetoclax-Obinutuzumab und Venetoclax-Obinutuzumab-Ibrutinib gegenüber dem bisher üblichen Chemotherapie-Arm eine Verlängerung der Zeit bis zum Rezidiv und eine höhere Rate an sehr tiefem Krankheitsansprechen gezeigt werden. Die Ergebnisse der CLL13-Studie wurden in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht und untermauern den hohen Stellenwert zeitlich begrenzter, Venetoclax-basierter Therapien in der Erstlinienbehandlung der CLL.

Prüfzentren der CLL13